Sprint-Triathlon- und Mixed-Relay-Weltmeisterschaften

Wie oft bietet sich im Leben schon die Möglichkeit einer Heim-WM? Für die diesjährige Austragung der Alterklassen-Weltmeisterschaften im Triathlon über die Sprintdistanz (0,75 km Schwimmen, 20 km Radfahren und 5 km Laufen) wurde Hamburg (am 14. Juli) auserkoren. Da sich der Jungfernstieg bzw. der Hamburger Rathausmarkt nur 60 km (Luftlinie) von meinem Elternhaus bzw. weniger als 250 km von meiner Wohnung befindet, hätte es wohl an Wahnsinn gegrenzt, die Gelegenheit nicht wahrzunehmen. Kurz nachdem ich mich um eine Nominierung beworben habe, erreichte mich auch schon eine Nachricht von Maike, einer ehemaligen Vereinskollegin aus Lübeck, ob ich nicht auch in einer Mixed-Staffel (am Sonntag den 16. Juli) mitmachen würde. Na klar! Das Format verspricht Spannung vom ersten Kraulzug bis zum letzten Laufschritt. 4 Teilnehmer eines Teams absolvieren nacheinander 300 m Schwimmen, 5 km Radfahren und 1,5 km Laufen, in der Reihenfolge Mann, Frau, Mann, Frau.

Die Nächte zwischen Donnerstag und Montag verbringe ich bei meinen Eltern in Lübeck, die tägliche An- und Abreise mit dem Zug ist komfortabel und Dank des Deutschlandtickets auch überaus kostengünstig.

Sowohl am Freitag, bei den Einzelrennen als auch Sonntag bei den Staffelrennen hat jede Altersklasse ihre eigene Startwelle. Für meine Altersklasse (M35-39) geht es um 15:05 Uhr los. Geschwommen werden darf mit Neoprenanzug. Wie so oft sortiere ich mich beim Wasserstart in der zweiten Reihe ein. Anders als sonst entscheide ich mich aber dieses Mal, etwas mittiger zu starten. Die Entscheidung scheint Früchte zu tragen: Ich komme beim Start relativ gut weg, nehme den Sog nach vorne mit, habe aber weniger Körperkontakt mit den anderen Teilnehmern als befürchtet. Nach 11:37 min steige ich als 19. der 80 Starter meiner Altersklasse aus der Alster.

Mein Plan oder viel mehr meine Hoffnung ist, dass die Teilnehmer, die deutlich schneller schwimmen, vereinzelt aus dem Wasser kommen, so dass sich beim anschließenden Radfahren keine große Gruppe bilden würde, die für mich unerreichbar ist. Der Plan geht auf: Lediglich ein Athlet unserer Startwelle schwimmt unter 10 Minuten, nur 3 weitere mit deutlichem Abstand zwischeneinander unter 11. Zudem bietet die Wechselzone auf dem Ballindamm an der Alster eine Strecke von etwa einem dreiviertel Kilometer zwischen Schwimmausstieg und Radaufstieg - Eine gute Möglichkeit, Zeit gut zu machen und zur nächsten Gruppe aufzuschließen. Nach dem achtschnellsten Wechsel springe ich zunächst mehr oder weniger alleine aufs Rad. Das kurze abschüssige Stück durch den Wallringtunnel zu Beginn des Radkurses erweist sich als ideal, um in die Radschuhe zu schlüpfen. Kurz darauf erspähe ich eine Rad-Gruppe. Wenn dort gedrückt wird und man sich einig ist, habe ich keine Chance, da ran zu kommen, aber wenn nicht: Auf geht's! Nach 3 Kilometern schaffe ich tatsächlich den Anschluss an die etwa zehnköpfige Gruppe. Um mich herum Kontrahenten aus Großbritannien, Österreich, Schweiz, Mexiko, USA, Saudi-Arabien, und neben mir auch einer aus Deutschland. Die nächsten 4 km rolle ich einfach mit, ab Kilometer 7 fahre ich bis zum Ende der ersten von zwei Runden vorne. In den Glasfronten sehe ich hin und wieder, dass hinter mir in Single-File-Formation gefahren wird, ohne dass ich dafür am Limit fahren muss. Der Bike-Split ist also insgesamt sehr entspannt. Die restlichen 10 km sortiere ich mich relativ weit vorn in der Gruppe ein, rolle aber im Wesentlichen nur mit, um mit recht unverbrauchten Beinen auf die Laufstrecke gehen zu können. Kurz vor Erreichen der zweiten Wechselzone befinde ich mich an dritter Position. Angeführt wird die Gruppe von einem Amerikaner, der zunächst in die Spur für die nächste Runde statt in den Zielkanal einbiegt. Er verliert etwa kostbare 14 Sekunden und wird am Ende des Tages Vizeweltmeister. Da ich anfangs die Lücke zur Gruppe schließen musste, beende ich das Radfahren als Drittschnellster nach 29:17 min (41 km/h).

Beim Abstieg wird mir zugerufen: "Du bist vorn mit dabei!" - Wenn das stimmt, war das gerade tatsächlich die erste Gruppe. Fantastisch! Nachdem ich mein Rad parke und in die Schuhe schlüpfe, starte ich die Uhr fürs Laufen bereits in der Wechselzone. Ich gehe durch den zweitschnellsten Wechsel im gesamten Altersklassenfeld als Erster unserer Gruppe und als dritter insgesamt auf die 5 km lange Laufrunde. Nach dem ersten Kilometer zeigt mir meine Uhr 3:09 min an. Frische Beine - Ein Traum! Allerdings gilt es abzuwarten, ob mein Tempo jetzt nicht doch rapide nachlässt. Ich passiere zunächst einen Argentinier, dann einen US-Amerikaner, die das Rennen auf dem Rad anscheinend mehr oder weniger allein vor unserer Gruppe bestritten haben. Die weiteren Kilometer gelingen mir recht konstant in jeweils etwa 3:20 min. Ein Kilometer vor dem Ziel wird mir "Platz 1 mit 30 Sekunden Vorsprung", zugerufen. Ich beginne zu rechnen und beschließe, dass nicht mehr viel schief gehen kann, wenn die Informationen, die ich hatte, wirklich valide sind. Mit dem schnellsten Laufsplit in meiner Altersklasse (16:44 min, meine Uhr attestierte sogar insgesamt 5,48 Lauf-km mit 3:17 min/km) beende ich den Wettkampf tatsächlich als Weltmeister! Unfassbar...

Am Sonntag hat unsere Staffel dann noch die Möglichkeit, ein ohnehin grandioses Wochenende zu veredeln. Als sehr guter Schwimmer macht Vincent den Anfang, kann sich in der Spitzengruppe im Wasser und auf dem Rad behaupten und geht mit einem fabelhaften Wechsel sogar als Führender auf die Laufstrecke. Nach dem Laufen übergibt er an Postion 3 liegend auf Maike, die nach ihren Lauf mit knappen Vorsprung auf Platz 3 und 4 an zweiter Position übergibt. Ich kann wiederum nach einem beherzten Lauf mit einigen Sekunde Vorsprung den zweiten Platz verteidigen und auf unsere Schlussstarterin Lena übergeben. Unsere Staffel beendet die Mixed-Team-Relay-WM auf dem Bronze-Rang, hinter dem siegreichen Team Germany I und Team Great Britain II. Das Erringen dieser Medaille im Team war mindestens genau so schön wie der Sieg im Einzel. In sportlicher Hinsicht war es das Sahnehäubchen auf dem Törtchen, das ich wohl das erfolgreichste Wochenende meiner sportlichen Laufbahn nennen kann. Danke!

 

 

Ergebnisse Sprint-Triathlon-WM

 

Ergebnisse Mixed-Team-Relay-WM

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