Regionalligaauftakt beim Power Triathlon in Gera - Im Rudel jagt es sich besser

Copyright: Martin Schroschk/Triathlon Regionalliga Ost
Copyright: Martin Schroschk/Triathlon Regionalliga Ost

Nachdem ich ein ausgiebiges Auftakttraining genossen durfte, fahren wir, Martin, Marvin, Claudius und ich, geschlossen um 11 Uhr nach Gera. Begleitet von strahlendem Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und bester Laune treffen wir kurz nach 2 in Gera ein. Erstmals nach 2016 soll heute der Triathlon Potsdam wieder in der Regionalliga vertreten sein.

 

Nicht nur in grüner Kleidung, sondern teilweise auch grün hinter den Ohren, was die Regionalliga Ost angeht, erkunden wir das Wettkampfgelände, den Hofseepark in Gera. Das Wettkampfformat verspricht kurzweilige Rennaction! Am ersten Tag findet ein Swim and Run statt, bei dem alle Teilnehmer der Regionalliga Ost der Männer gleichzeitig im Hallenbecken 700 Meter schwimmen und anschließend über einen Laufkurs von gut 5 km Länge und einigen Höhenmetern ihr Können beweisen. Die Zeitabstände am Ende des ersten Renntages werden dann herangezogen, um in der entsprechenden Reihenfolge am zweiten Tag ein Jagdrennen durchzuführen. Dieses wird als Supersprinttriathlon über 400 m (erneut im Hallenbecken), 10 km mit Windschattenfreigabe auf dem Rad und einem flachen Laufkurs von etwa 3,3 km Länge durchgeführt. Am Ende werden dann die besten drei Platzierungen jedes Teams zusammenaddiert und das Team mit der geringsten Platzziffer macht das Rennen.

 

Tag 1: Swim & Run

Eine Stunde vor Rennstart hab‘ ich mich nochmal fix aufgemacht, die Laufrunde zu erkunden und kam mit einem strahlenden Lächeln zurück. Diese 5 km sind wirklich völlig anders als das, was man von den meisten anderen Multisportevents kennt: 0,5 km komplett flach, bevor es in den Geraer Stadtwalt hinein geht. Dann 1,3 km mit durchschnittlich über 9% Steigung. Nach knapp 2 km ist dann also der höchste Punkt der Strecke erreicht und man darf sich auf gut 2,5 km bergab mit einigen Kurven auf unbefestigten Wegen freuen, alles im schattigen Wald. Der letzte halbe Kilometer verläuft dann so wie der erste, nur eben andersherum.

Um 16:10 fällt der Startschuss für die 12 Männerteams der Regionalliga. Es wird gleichzeitig auf acht 50-Meter-Bahnen geschwommen. Wer auf welcher Bahn schwimmt, wurde zuvor per Losverfahren bestimmt. Auf meiner Bahn war man sich kurz vorm Start mehr oder weniger einig, wer vorschwimmt, mit dem Startschuss war es das dann anscheinend mit der Einigkeit, so dass wir die ersten Bahnen mehr oder weniger vorn zu dritt nebeneinander geschwommen – nicht sehr kräftesparend und kompliziert bei den Wenden. Nach etwas mehr als zehneinhalb Minuten verlasst ich als zweiter meine Bahn, während auf den meisten anderen Bahnen eine ganze Ecke schneller geschwommen wurde. Die schnellsten benötigten gut 9 Minuten. Aus unseren Reihen legt Claudius als Gesamtfünfter mit 10:08 vor Marvin folgt als 8. mit 10:23, dann ich als 13. mit 10:45 und Martin als 23. mit 11:07 (ein kleiner Teil der Transition mitinbegriffen). Schnell rein in die Schlappen und ab auf die Laufstrecke. Ohne zu wissen, wo ich mich im Feld befinde, arbeite ich mich peu à peu nach vorn, am langen Anstieg passiere ich unter anderem erst Marvin, dann Claudius. Ein wenig später befinde ich mich am höchsten Punkt der Strecke und sehe erstmal niemanden mehr vor mir. Bei einem Streckenposten kurze Zeit später erfrage ich, wie viele denn vor mir seien und bekomme im regionalen Dialekt die Antwort „Zweie“. Ich war mir ziemlich sicher, aber auch nicht hundertprozentig, dass es also zwei waren. Bergab heißt es dann Spaß haben, laufen lassen, nicht nachlassen und Schatten genießen (die Temperatur lag mittlerweile bei 36 °C). Erst im Ziel angekommen war ich mir sicher, dass es zwei waren, die vor mir lagen, unzwar weit vor mir. Tag 1 endet für mich also auf einem zufriedenstellenden dritten Platz in der Einzelwertung mit 1:01 Minuten Rückstand. Kurze Zeit später liefen auch Marvin (Platz 5, +1:23 auf Platz 1), Claudius (Platz 7, +1:47) und Martin (Platz 10, +2:08) ein. Alle Mann in den Top 10! Ein absoluter Traum. Als stärkstes Team des Tages dürfen wir also optimistisch Tag 2 entgegenblicken.

Nach dem obligatorischen Ausschwimmen und einem Telefonat mit Coach Erik, checken wir noch einmal gemeinsam die Radstrecke für den zweiten Tag und machen uns dann am frühen Abend auf ins 24 km entfernte, beschauliche Kühdorf. Im lokalen Gasthof feiern wir noch kurz unseren Tageserfolg und dass wir diverse Attacken durch Junikäfer, die die Gemeinde fest im Griff haben, überlebt haben. Ab ins Bett, morgen steht Großes an!

 

Tag 2: Supersprint-Jagdrennen

Nach einer mäßig erholsamen Nacht klingelt der Wecker um 6. Etwas später fahren wir zurück nach Gera und frühstücken unterwegs. Nach dem Einradeln, Checkin, Einlaufen und Einschwimmen erfolgt der erste Start des Regio-Männerfeldes um etwa 9:20. Nach der außergewöhnlichen Laufstrecke an Tag 1, ist heute das Schwimmen ein wenig extravagant: Es wird auf Bahn 8 gestartet und bei jeder Wende die Bahn gewechselt, indem unter der Trennleine unter durch getaucht wird. Nach Beendigung von Bahn 1, steigt man aus dem Wasser und rennt aus der Halle in die Wechselzone.

Die ersten zwei Athleten starten gleichzeitig, da sie an Tag 1 zeitgleich das Ziel erreicht haben. 61 Sekunden später darf ich los schwimmen. Durch meine eher bescheidenen Schwimmfähigkeiten dauert es nicht lange, bis die hinter mir gestarteten aufschließen und bin in guter Gesellschaft. Meine Arme werden immer schwerer. Auf der letzten der acht Bahnen erhalte ich eine Premium-Fußmassage, die unverwechselbar nur von Marvin kommen kann, der auf Platz 4 vorgeschwommen ist und zwei weitere Mitstreiter mit zur Party mitgebracht hat. Überwältigt von gegensätzlichen Gefühlen schlüpfe ich als dritter aus dem Wasser und laufe völlig verwirrt gerade aus, anstatt rechts aus der Halle. Schnell werde ich zurechtgewiesen und renne den drei Athleten hinterher, die eben noch hinter mir waren. Auf dem Weg zur Wechselzone verlier ich noch meine Schwimmbrille, laufe zurück, hebe Sie auf und versuche die entstandene Lücke panisch zu zurennen – läuft also alles bestens!

Zum Glück finde ich ab jetzt wieder meinen Rhythmus. Also schnell Helm auf die Birne und mit alles, was geht versuchen die Lücke zu fahren. Glücklicherweise ist Marvin Teil des Dreiergespanns, welches ein paar Meter vor mir wegzufahren droht. Er sorgt dafür, dass ich auf mich gewartet wird und im Nu ist wir zu viert. Unglücklicherweise verpasst Claudius unseren Zug relativ knapp, ohne dass wir das mitbekommen. Ab jetzt wird gekreiselt. Es ist nach wie vor heiß, etwas windig und der Kurs besteht aus drei Runden mit je 2 Spitzkehren und einigen Kurven am Anfang und Ende. Der Kurs ist also nicht der schnellst, obwohl er absolut flach und gut asphaltiert ist. Wir schreien uns gegenseitig an und kurbeln uns die Seele aus dem Leib, jeder übernimmt seinen Turn vorn und versucht anschließend den Anschluss zu halten. Nach vorheriger Absprache versuchen Marvin und ich, den Kreis der Athleten um die vorderen Plätze ein wenig zu dezimieren, also versuchen wir einen starken Läufer in unserem Kreisel abzuschütteln. Es funktioniert, er verliert den Anschluss nach einer Wende und wir sind fortan noch zu dritt. Was uns in diesem Moment nicht klar ist: Der verbleibende Opponent in unserem Trio ist ein noch laufstärker und hat an Tag 1 die zweitschnellste Laufzeit eingefahren. Am Ende der zweiten Runde setzt Marvin noch vorne fahrend mit dem Pedal auf den Asphalt auf, mein Herz setzt für einen Schlag aus, bevor es mit knapp 180 BPM weiter donnert. Auf der dritten Runde arbeiten wir weiterhin effizient zusammen, so dass wir am Ende nur ein paar Sekunden auf das Spitzenduo verloren haben, die viert- bis sechstschnellste Radzeit haben und zu dritt den zweiten Wechsel vollziehen.

 

Mein Wechsel ist diesmal eigentlich okay, trotzdem verlass ich die Wechselzone als letzter von unserem Trio. Unser Gegner wechselt blitzschnell und läuft auch richtig hart an. Dahinter Marvin, dann ich. Nach einer knappen Minute setz ich mich an Rang vier, ohne Boden auf den drittplatzierten gut gemacht zu haben. Nachdem der Abstand auch nach dem ersten der knapp 3,5 km kaum geschmolzen ist, ahne ich schon, dass der vor uns laufende Athlet der zweitschnellste Läufer von Tag 1 ist. Immerhin haben wir uns 3:14 – mit zerstörten Beinen und 31°C im Schatten. Nach etwa 2 km schließe ich dann irgendwann endlich auf. Mit Überholen und Absetzen wird es erstmal aber nichts. Schwer am Atmen, wie schon auf dem Rad, hält der Kontrahent dagegen aber scheint dennoch noch lange nicht am Ende zu sein. Erst nach 3 Kilometern höre ich ihn sagen: „Du brauchst keine Angst zu haben…“. Klingt erstmal zu schön um wahr zu sein, zu schön, um einfach so nachzulassen, also wird auch auf dem letzten halben Kilometer noch alles gegeben. Ich schaff es am Ende, meinen dritten Platz vom Vortag zu verteidigen. Auch Marvin und Martin können mit Platz 5 und 10 ihre Vortagsplatzierungen beibehalten. Claudius verliert lediglich zwei Plätze und bleibt ebenfalls mit Platz 9 in den Top 10! Alle vier im Ziel – Mit der Platzziffer 17. Das kann sich sehen lassen und reicht auch für den Tagessieg mit 15 Punkten Vorsprung vor Team Berlin IV und weiteren 9 Punkten vor dem Triathlon Team Lausitz. Ein Auftakt nach Maß nach, wie gesagt, 6 Jahren Regionalligaabstinenz von Triathlon Potsdam. Ein Auftakt nach Maß!

 

Schon am 02.07. in Werbellinsee Triathlon und am 09.07. in Görlitz wird das Regionalliga-Team wieder in Aktion treten. Das Ziel ist natürlich, an diesen Erfolg anzuschließen. 

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