Ostseelauf 2015 - Rennbericht

Nach dem Halbmarathon 2012 und den 10-Km-Läufen der letzten beiden Jahre im Rahmen des Ostseelaufs hat es mich nun zum vierten Mal in Folge nach Timmendorfer Strand gezogen. Die Strecke ist super schnell und, wenn es nicht allzu windig ist, immer gut für Bestzeiten. So spannend wie dieses Mal habe ich den Lauf aber noch nicht erlebt. Es waren viele Team- und Vereinskollegen, Bekannte und natürlich Konkurrenz da. Mit dem Wetter hatten wir auch wie in Kiel unfassbares Glück - Es war angerichtet. Weil ich im Vorbericht schon einiges geschrieben hatte, geht es jetzt direkt zum Startschuss.

Quelle: www.ostseelauf.com

Der Start läuft perfekt. Ich sortiere mich am Rande der Strecke ein und habe richtig viel Platz. Anschließend setzt bereits die Routine des Rennens ein: Kurzer Blick zur Seite, Blick nach vorne und ins Feld einsortieren, nach wenigen hundert Metern noch der obligatorische Blick zurück (eigentlich sinnlos, aber ich hab's mir irgendwie angewöhnt) und ab geht die Post. Schnell setzen wir uns als 5er-Gruppe vom Rest des Feldes mit 2 ersten Kilometern deutlich unter 3:30 min ab und bleiben auch bis zur ersten Wende nach 2,5 km zusammen. Kurze Zeit später sind wir noch zu viert. Kurz nachdem wir den Startpunkt bei Km 5 (nach 17:24 min) das erste Mal passieren (zur Erinnerung: Es handelt sich um einen Pendelkurs), muss auch Michi, der vierte unserer Gruppe, federn lassen. Von nun an sind wir zu dritt - Markus, der amtierende Sieger des Lübeck Marathons, Jannik, der amtierende Sieger des Lübeck Halbmarathons und ich. Während Jannik für die ersten 10 Km praktisch ununterbrochen fürs Tempo sorgt, tritt mehr Markus mehr als einmal in die Hacken. Es ist allerdings nichts weiter passiert und nach dem dritten Mal habe ich auch eine Entschuldigung bekommen. Nach 10 Kilometern passieren wir ein zweites Mal den Start/Zielbereich. Die Uhr steht bei 35:11 min. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, die Zeit nicht zwischendurch hochzurechnen, weiß ich doch 2 Sachen: Wir sind etwas langsamer geworden (alles andere wäre aber auch verrückt gewesen) und im Hinblick auf die sub75 liege ich gut in der Zeit.
Auch nach 15 Kilometern und dem dritten Passieren des Start/Zielbereichs hat sich nichts an der lange bestehenden Konstellation getan, außer dass ich hin und wieder an die Spitze der Gruppe gegangen bin und dort nun auch eine Weile bleibe. Die Zwischenzeit bei 15 K lautet 53:00 min (3:32 min/K so weit). Die Beine fühlen sich noch okay an. Natürlich sind die letzten 5 Km eines Halbmarathons nie einfach, aber genau das zeigt einem, dass man so weit alles richtig macht. Es reicht dennoch um weitere Pläne zu schmieden. Mein Gedanke ist bei der Km-19-Marke den entscheidenden Angriff zu starten. Bereits bei der letzten Wende bilde ich mir ein, die Müdigkeit beider Kontrahenten zu spüren - ein Irrtum?
Kurz vor der 19-Km-Marke drehe ich mich kurz um, schau wieder nach vorn und setze zu einem Zwischensprint an. Schlagartig bildet sich eine Lücke. Jannik schien geschlagen, das stimmt mich zuversichtlich. Als ich wieder aufs "normale" Tempo herunter gehe, drehe ich mich noch einmal um und sehe etwas, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet habe: Markus, der 19 Kilometer lang im Windschatten verbracht hat, kommt wieder näher und kann in kurzer Zeit wieder aufschließen. Begleitet von einem kurzen Dialog (Kein Trashtalk aber es ging schon in die Richtung ^^ aber alles im sympathischen Rahmen) hängt er sich an mich ran. Die Km 20-Marke überschreiten wir nach 1:10:49 h bereits gemeinsam. Mein Feuer ist definitiv erloschen und mehr als Tempo halten (letzter Kilometer immerhin in 3:30 min) ist nicht mehr drin. Das reicht leider nicht für den Sieg - einen guten halben Kilometer vorm Ziel setzte Markus zum Gnadenstoß an und war sofort weg und schließlich 7 Sekunden vor mir im Ziel. Ich sag nur Chapeau - Genau so werden Rennen gewonnen. Aber nicht nur durch seine Erfahrung und strategische Finesse sondern auch durch seinen Trainingsfleiß hat er sich den entscheidenden Vorteil verschafft. Später erzählte mir Markus, dass er lange Zeit Radfahrer war - Das sind ja bekanntlich Arbeitstiere. Als Bestätigung lese ich wenige Tage später in der LN von Markus 150 Wochenlaufkilometern.



GPS Aufzeichnung Ostseelauf 2015



Was kann ich aus diesem Rennen mitnehmen? Vor allem eines: Eine neue persönliche Bestleistung von 1:14:39 h! Yattaaa - Ziel erfüllt!! ^^v Fast 3 1/2 min unter der alten Bestzeit. Auch das Erlebnis, einer der Protagonisten in so einem spannenden Rennen gewesen zu sein, war eine unglaublich coole Erfahrung. Zur Erinnerung: Wir waren 90% des Rennens zu dritt und es hat einen Angriff gebraucht um die Gruppe zu sprengen und einen weiteren um das Rennen zu entscheiden.
Den Sieg verpasst zu haben ist natürlich ein kleiner Wermutstropfen, aber in so einem Feld mit 10 Finishern unter 1:20 h ist ein zweiter Platz wirklich schön. Was wirklich ärgerlich ist: Am nächsten Tag erfahre ich, dass der amtlich vermessenen Strecke die Bestenlistentauglichkeit wieder aberkannt wurde - angeblich, weil ein zu großer Teil der Strecke aus Sandwegen besteht als dass man den Ostseelauf als Straßenlauf anerkennen könne. Traurig - Ich weiß nicht, wann oder ob ich wieder in der Lage sein werde, so eine Halbmarathonzeit zu laufen unter solch guten Voraussetzungen. Auf der anderen Seite nehme ich das nun als Ansporn, die Halbmarathon DM in 2 Wochen nicht nur "aus Spaß" mit zulaufen sondern wieder mit dem Ziel Sub75.

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Kommentare: 1
  • #1

    vilmos-tomaschewski (Donnerstag, 02 April 2015 13:58)

    Moin moin,

    cooler Bericht und Glückwunsch zur neuen PB und natürlich zum 2 Platz. Die DM wird bestimmt cool, da wirst du mit Sicherheit eine neue PB laufen, bei dem starken Feld. Ich werde leider nicht dabei sein, habe mir einen Achillesfersenanriss zugezogen.